Laaaaaanges Zurückkommen aus der anderen Welt.
18 problemlose Tage in China (Shanghei, Yangtse und Beijing/Peking)und dennoch so intensiv, dass es einen bewussten Einstieg in den Alltag gebraucht hat.
Das eindrucksvollste Erlebnis war der Sonntag Vormittag im Park des Himmelstempels, wo Hunderte Chinesen körperliche Übungen in einer Perfektion vollbrachten, dass mir der Mund offen blieb. Frauen in meinem Alter beherrschten den Spagat in gemessenen 180 Grad. (Nachdem die Dame auf zwei Tüchern unter ihren Füßen auf einer Plastikplane auseinandergerutscht war, trieb ein Helfer ihr mit einem langen Stab die Beine noch weiter auseinander)An einer 2m hohen Stange turnte ein alter Mann (ca 80!) einen Felgeaufschwung, hielt dann die Spannung und machte es noch 3mal. Es war einfach unglaublich!! Woanders fand sich ein Amateurchor und wieder woanders tanzte eine Gruppe von Menschen aller Alterstufen (außer Kindern!) und an einem anderen Platz gab es kollektive Clownerien. Ich konnte mich nicht sattsehen.
China an sich hat ausgesehen wie ein großes Chinarestaurant. Die (oft neugebauten) Häuser haben keine charakteristik mehr (so wie bei uns alle Altbäuser ähnlich aussehen, während die Neubauten, je nachdem, fad bis extravagant, aber einander ganz sicher nicht ähnlich sind) Dazwischen kitschiger Chinaschmuck - rote Holzbalken und Lampions, so wie bei den Restaurants im Westen halt.
Es gibt wahnsinnig viele Menschen ÜBERALL!!! Und Lärm.
am witzigsten war der Eindruck im Park rund um die weiße Pagode (hinter der verbotenen Stadt)wo derzeit eine Dinosaurierausstellung läuft. als wir in den Park kamen, spielte aus zahlreich aufgehängten Lautsprechern eine nicht unangenehme Musik und ich meinte scherzhaft, "Gleich tanzen die Saurier Ballett" Aber wer sagt´s denn? Tatsächlich bewegten die Riesenexponate ihre Schwänze, Köpfe und manchmal auch die Beine.
China erschien mir wie eine Mischung aus Chinashop und Chinarestaurant. Es gab keine sicht-oder fühlbare Spiritualität. Die Pagoden werden als Wachtürme verwendet (in den Städten sind sie sowieso selten zu sehen)und der Überlebenskampf ist bei 20 Millionen (allein in Beijing) wirtschaftlicher Natur, Jeder möchte anscheinend zu mehr Geld kommen, denn angesprochen wir man als Ausländer damit man was kaufen soll. Wir haben auch kaum jemanden mit Sprachkenntnissen getroffen, bzw jemanden, der uns ein wenig weitergeholfen hätte mit der Sprache. Auch Menschen, bei denen wir uns bemüht haben, einzelne chinesische Wörter zu verwenden oder dazuzulernen, wandten sich schnell ab und liefen davon.
Ich persönlich konnte die Menschenrechtssituation auch nicht verdrängen. Wenn ab Sonnenuntergang der Tian namen (Platz des himmlischen Friedens)gesperrt ist, und die Sperre mit viel Polizei überwacht wird, entsteht ein mulmiges Gefühl.
Offene Korruption (wie bei unserem Junibesuch in Moskau) haben wir allerdings nie erlebt. Nie wurde uns angeboten, wir könnten gegen Bezahlung schneller wo rein oder eine andere Vergünstigung bekommen. Eigentlich waren wir häufig unsichtbar, bzw. als Fotoobjekte willkommen. (Vor allem Miss Rainbow, die mit dem Physiker einen Teil der Reise mitmachte. WAR SUPER!!!)
China war (für mich) vor allem ein intellektuelles Erlebnis. Es war spannend, interessant, imposant, bewunderswert, aber es fehlte die Sinnlichkeit. Es gab nichts, wo meine augen gern verweilten (gestaltete Balkons oder Auslagen oder irgendeine visuelle Komposition irgendwo). Es gab keine Düfte (unerwartete Räucherstäbchen oder duftende Blumen), ich sah gar nichts Gestaltetes, nur Masse.
Und viel, viel Dreck!
Bei einem unerwarteten Stop während einer Autobusfahrt gab es (Steh)Klos ohne Vordertür, ohne Wasser und ohne Papier. Mir wurde gesagt, das war noch vor 10 Jahren die Standardsituation. Was mich beschäftigt ist die Frage, wie ein zivilisiertes Volk auf die persönliche Privatheit und Hygiene dermaßen vergessen konnte. Ich möchte Verdauung und Ausscheidung keinesfalls tabuisieren, und sicher auch nicht die multimediatoiletten Japans einführen, damit man ja nichts hört, sieht oder riecht, und gleichzeitig ist der Wunsch da, einige Momente des Alleinseins zu haben, wo man sich in Ruhe spüren und ERLEICHTERN im wahrsten Sinn des Wortes kann.
Es braucht noch, bis sich mehr herauskristallisiert.......
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3 Kommentare:
Ganz so irritiert war ich nicht. Vielleicht, weil ich das DDR-grau noch gut in Erinnerung hatte. Und die Bilder aus der UdSSR im Kopf. Jedenfall was Umweltverschmutzung, Moch und Keim betraf.
Ich fand auffallend viele Chinesen extrem rücksichtslos.
Tja, und die Bekanntschaft mit einem Hutong-Klo habe ich auch gemacht ;-)
Meine Frage findest Du unter:
http://tonari.wordpress.com/2010/08/18/%E9%A3%8E%E6%99%AF%E6%98%8E%E4%BF%A1%E7%89%87/
Okay, das mit dem Link hat jetzt nicht wirklich geklappt.
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