Montag, 26. Oktober 2009

Theater hat keine Kategorien

es handelt vom Leben.
das ist sein einziger Ausgangspunkt, nichts anderes ist wirklich grundlegend. theater ist Leben." (Peter Brook)

So zwischendurch wiedermal drei Tage Theater haben (spielen) ist genial!
Einer der Referenten dieses Wochenendes war Wolfgang Mettenberger; er ist der Leiter der Theater-und Spielberatung Baden Württemberg in Heidelberg. Ein überaus charismatischer Mensch, der sehr viel vom Theaterspielen versteht und Lorcas Ansicht verständlich machte:
"Theater ist Poesie, die aus dem Buch steigt und menschlich wird, spielt und schreit, weint und verzweifelt"
wir arbeiteten mit ihm zu Shakespears Sturm und kamen als Abschluss zu einer sehr dramatischen Kurzszene, in die wir alles hineinlegen konnten, was uns dies Tage geboten hatten - Kampf und Krampf, Liebe und Blödheit, einfach alles!

Dienstag, 20. Oktober 2009

Schule, Schule, Schule im Neunzehnten

Großer Meister ist in der Sekundarstufe 1, 7. Schulstufe.
Die Klassenvorständin - ein echtes urgestein - muss sich einer Operation unterziehen und fällt ab sofort bis zum Ende des Semsters aus. Vertreten wird sie durch "Miss Unerträglich", einer hektischen Geschichtelehrerin mit einer unverständlichen Pädagogik. Beispiele gefällig? Als sie die Kinder beim ersten Mal nach dem Namen fragte, meinte sie zu Clemems: "Clemens - schlechter Name! Mein Ex hat so geheißen" Oder ein anderes Mal klebte sie einem Jungen mit Tixo den Mund zu. Ihre Art der Aufsicht bei einem Test: Sie stellt sich auf den Tisch. Die Mutter eines Mädchens berichtete, dass sich das Mädchen so "von oben bedroht" fühlt, dass sie sich gar nicht auf den Test konzentrieren kann.
Sie lernte die meisten Eltern erst gestern kennen, aber für niemanden hatte sie eine wohlwollendes Wort, keine Rede davon, dass sie sich freut, diese Klasse zu übernehmen, dabei kann sie mit einer guten Klassengemeinschft rechnen und mit großer Unterstützung der Eltern - immerhin waren gestern mehr als 2 Drittel bei dem spontan organisierten Elternabend.
Die Elternklagen über weitere Lehrkräfte: Unglaublich langweiliger Stoff (Musik), chaotischer, nicht nachvollziehbarer Stoff (Physik) Unsachlicher Umgang mit einzelnen Schülerinnen (Bildnerische ERziehung) und quälend falsche Aussprache (französisch)
Das Thema des Elternabends: Unbeschreiblich schreckliche Zustände im KLassenraum- Steckdosen ragen aus der Wand, die Wand hat zahlreiche Löcher, Müll stapelt sich unter dem Waschbecken, und das Blut vom Nasenbluten eines Schülers ist noch nach einer Woche im Waschbecken sichtbar.
Kulturland Österreich?

Dienstag, 13. Oktober 2009

Roland Schimmelpfennig, Der Goldene Drache

Gestern im Akademietheater:
Der goldene Drache ist eine Vietnamesisch-thai-chinesisches Restaurant, in dessen kleiner Küche 4 Asiaten werkeln. Als der jüngste schreckliche Zahnschmerzen bekommt, wird ihm der Schneidezahn mit einer Rohrzange gezogen, worauf er verblutet.
Untermalt wird die Prozedur mit einer endlosen Abfolge von Bestellungen von asiatischen Gerichten("Nr.74 doppelt gegartes Rindfleisch mit Bambus, Lemongras und Ingwer - scharf")
Im Schankraum des Restaurants sehen wir zwei Stewardessen, die eine Geliebte eines alternden Piloten, die andere höchst merkwürdig, denn als sie den Zahn in ihrer Thai Suppe findet, steckt sie ihn in ihren Mund, befühlt mit der Zunge das Loch und spuckt ihn später von der Brücke in den Fluss (In den die Asiaten den toten Chinesen geworfen haben)
Der Nachbar des Restaurant ist Greißler, der eine Chinesin in seiner Wohnung versteckt, die er vermietet. Sie wird vom alten Mann, der ober dem Chinaladen wohnt, schrecklich missbraucht und schließlich von einem werdenden Vater,d er aber das Kind nicht will, "kaputt gemacht"
Die werdende Mutter, die die Enkelin des alten Mannes ist, möchte das Kind auch nicht; man erfährt allerdings nicht, ob sie es abtreibt.
Gespielt war das absurde Stück über die geballte Gewalt sehr gut und vor allem, sehr interessant inszeniert. Es gab kein Bühnenbild, alle fünf Schauspieler waren die ganze Zeit auf der Bühne und zogen sich pausenlos um.(Leiberl aus, Leiber an) Ein verfremdender Aspekt waren auch die Kommentare, die die einzelnen Figuren über sich selbst oder die Mitspieler machten) (z.B. er sagte, wir müssen uns beeilen" und dann sagt der andere Schauspieler: "Wir müssen uns beeilen") Höchst merkwürdig und ich bin nicht sicher, ob das Stück wirklich nachhaltig war, aber der Abend war durchaus lohnend!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Boy A

war ein Film im Jugendfilmfestival, der mich sehr betroffen gemacht hat.
Es ging um einen jungen Mann, der nach Verbüßung seiner Haftstrafe resozialisiert wird, d.h. einen Arbeitsplatz und eine Freundin findet und sogar ein Kind rettet. ABER: Er wird von seiner Vergangenheit eingeholt und sieht schließlich keine Ausweg, als sich umzubringen.
Was man als Zuschauer weiß: Eric ist ein vernachlässigtes Kind. Seine Mutter leidet an Brustkrebs, der Vater ist mit dieser Situation völlig überfordert, kümmert sich nicht um das Kind, das in der Schule völlig den Anschluss verpasst. Zudem wird er noch von einigen älteren Jugendlichen drangsaliert, bis er einen Freund findet, der sich furchtlos den Älteren entgegenstellt, und die Tätlichkeiten mit Gegengewalt stoppt.
Der Freund ist seinerseits ein vaterloser Junge, der von seinem Bruder sexuell missbraucht wird. ( Das war für mich die schrecklichste Szene in dem Film: Der Freund erzählt Eric, dass sein Bruder mit ihm Sex hat und dass er sich währenddessen immer ein Zimmer vorstellt, das viele Türen hat. Die gehen der Reihe nach zu. die weitest entfernte zuerst, dann alle anderen. Wenn er es schafft, bis zur letzten nicht zu weinen, dann schafft er, überhaupt nicht zu weinen.
So ein Beispiel für das Abtöten von Gefühlen habe ich in einem Film noch nie gesehen!)
Die Spirale der Gewalt dreht sich, es folgen Autoeinbrüche und Vandalismus, bis die Beiden schließlich eine Klassenkollegin töten. Der Zuschauer weiß nicht, wer hier welchen Anteil hat , erfährt aber im Verlauf des Films, dass sich der Freund umgebracht hat. Eric wird nach langer Haft entlassen, der Bewährungshelfer verhilft ihm zu neuer Identität und kümmert sich um ihn. Der jungen Mann wird als sympathischer, ruhiger, verlässlicher Kerl gezeigt, dem es mit dem neuen Leben ernst ist.
Die Tragik ist folgende: Eric wird nicht damit fertig, dass seine Freundin, die er offensichtlich sehr gern hat und die die Gefühle auch erwidert, nicht weiß, wer er wirklich ist. UND: Der Bewährungshelfer hat seinerseits einen Sohn, der ein völliger Loser ist, und aus Eifersucht die wahre Identität von Eric verrät. Dann wird er von der Öffentlichkeit gejagt (Stichwort: Jugendlicher Mörder wieder frei!)

Gleich nach dem Film ging es mir gar nicht gut. Die Ausweglosigkeit machte mir zu schaffen. Am nächsten Tag sah ich wenigstens die Lücke im Ablauf dieser Biographie. Eric hätte unbedingt therapeutische Unterstützung gebraucht, um sich in dem neuen Leben auch zurecht zu finden. Der Bewährungshelfer konnte die seelische Unterstützung nicht leisten und es war unzureichend, nicht ein größeres Netz zu knüpfen bei dem großen Unterfangen, aus einem verwahrlosten Kind ein erwachsenes Mitglied der Gesellschaft zu machen.

Immer weniger glaube ich, dass die schnellen Lösungen wirklich etwas bringen. Das Leben insgesamt ist komplizierter!

Freitag, 2. Oktober 2009

5 Jahre Dschungel

Der Dschungel ist ein Kinder-und Jugendtheaterzentrum im Museumsquartier und feierte gestern sein 5jähriges Bestehen mit einem großen Fest und drei Uraufführungen.
"Laria Nera - die schwarze Luft" war das erste Stück, das großer Meister und ich sahen. Empfohlen ab 6 Jahre, wurden die kindlichen (und auch erwachsenen)) Ängste vor der Nacht und der Dunkelheit von 7 Schauspielern aus unterschiedlichen Kulturen dargestellt. Uns beiden hat es nicht so gut gefallen, weil die inszenierung sehr viele extrem laute Stellen enthielt und durch die vorwiegend "sprachlosen" Szenen sehr hiohe Anforderungen an die Konzentration und Interpretation gestellt wurden.
Für das zweite Stück "Ich komma saufen" bekamen wir leider keine Karten - Großer Meister meint, morgen, vor der langen Naxcht der Museen, sei der richtige Zeitpunkt für dieses "Klassenzimmertheater" (Wird wirklich in einem Klassenzimmer im nahegelegenen Gymnasium aufgeführt)
Um 19:30 wurde schließlich "Ich melde mich morgen" gegeben. Das Thema war "Internet in der globalisierten Welt" Eine griechische Zuwanderin stieß im Chat auf einen frustrierten, rechtsstehenden Kärntner, ein emotional unentwickelter Austro Türke findet in einer zeimlich gebildeten Slowakin eine chatfreundin und eine junge Frau versucht als "millionclickbaby" Karriere zu machen. Leider bekommt sie keinen einzigen "click"
Großer Meister war völlig hingerissen. Die flotte Inszenierung mit kabaretistischen Einsprengseln hielt ihn völlig gefangen und als wir uns nachher beim thaterprinzipal bedankten, fehlten meinem sprachgewaltigen Sohn völlig die Worte.
Vom theater wechselten wir zur "Verleihung der goldenen Kaffeebohne) - auch eine Veranstaltung im Museumsquartier, bei der universalgenie teilnahm. ich hatte dort die Gelegenheit, die Radiomoderatorin Claudia Stöckl kennenzulernen und ihr für die Gestaltung ihrer Sonntagmorgensendung "Frühstück bei mir" ausdrücklich zu danken. Diese Sendung bereichert häufig unseren Sonntagvormittag, weil sowohl die Gäste als auch die Interviewfragen äußerst interessant sind.
Es ist spät geworden!

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Dai Sijie, wie ein Wanderer.....

... in einer mondlosen Nacht
Ich starte die Oktober postings mit einer innigen Empfehlung dieses Buchs!
Es ist ein besonderer Leckerbissen, ist wie ein cineastisches Erlebnis für Kinoliebhaber, ein wunderschönes Eintauchen in eine exotische Welt und führt zum Davondriften aus dem Alltag.
Die (anonyme) Ich-Erzählerin erzählt von ihrer Studienzeit in Peking Mitte des vorigen Jahrhunderts. Dort verliebte sie sich in einen Gemüsehändler mit dem Namen einer verschwundenen Sprache.Er war der Sohn eines europäischen Sprachforschers, der nach der Kulturrevolution in einem chinsischen Lager interniert wurde.
Die frühere Studentin und spätere Sprachwissenschaftlerin bleibt ihr ganzes Leben auf der Suche nach einem bestimmten buddhistischen Sutra (der Hälfte einer Rolle)und lernt eine Sprache naCh der anderen (darunter auch afrikanische Dialekte und hebräisch.
Das Faszinierende an dem Buch ist die Bildung! Es gibt keinen Grund, nicht zu lernen, was man noch nicht kann- tolle Vorstellung