Generalprobe im englischen Theater von "Tom Kempinski, Duett for one." In dem zwei Personen Stück geht es um eine Geigerin, durch MS an den Rollstuhl gefesselt und ihren Therapeuten; Mr. Alfred Feldman.
Es werden etwa fünf Sitzungen dagestellt und dennoch wird der ganze Verlauf einer Therapie gezeigt.
Die verschiedenen Formen der Abwehr, wenn die Künstlerin wie aufgezogen redet und sich in Selbstdarstellung übt, fand ich ein wenig anstrengend. NACH der Pause aber wird die Stimmung ganz anders! Schon wenn sie hereinrollt, einer Lumpenpuppe gleich, ist spürbar, diese Frau ist dem Tod näher als dem (Über)Leben. Sie beschreibt dann ihr Verhältnis zu einem Altwarentandler, der weit unter ihrem Niveau, folglich für eine Form der Selbsterniedrigung gut ist.
An dieser Stelle reißt dem Therapeuten der Geduldsfaden und er wird erstaunlich persönlich. Kann ihr klar machen, dass er NICHT des Geldes wegen da sitzt und dem endlosen Reden seiner Klientinnen zuhört, sondern weil es ihm ein ursächliches Anliegen ist, jemanden dabei zu begleiten, den Sinn des Lebens im Leben selbst zu finden.
Von diesem Wendepunkt an kehrt die Geigerin SCHEINBAR an den Anfang zurück. Sie sagt fast dasselbe, was sie schon in der ersten Sitzung sagte; dass sie wegen MS nicht mehr spielen kann, dass Geige Spielen DER Inhalt ihres Lebens war und sie ihn durch diese Krankheit verloren hat, und dass eine völlige Neuordnung ihres Lebens nötig iat
Jetzt iat sie aber anders geworden; jetzt kann sie den Schmerz zulassen, muss sich nicht mehr hinter Geschwafel verstecken, muss nicht die Rolle der Künstlerin, der "Ich kann alles und bin unverwundbar" Person spielen und kann echte Trauer zulassen über die vielen Verluste in ihrem Leben.
In der Pause war ich noch ziemlich distanziert vom Geschehen auf der Bühne, der zweite Teil jedoch war sehr berührend und authentisch.
Wenn ich nie wieder reisen dürfte, es wäre zu überwinden, aber wenn ich nie wieder ins Theater gehen könnte, wär mein Leben nicht mehr dasselbe!
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