Dienstag, 3. März 2009

Schulspiel

Die Stadt Wien veranstaltet einmal im Jahr die Aktion "Schulspiel aktiv", um Pflichtschulklassen die Möglichkeit zu geben, Dramatechniken kennenzulernen und auch - im kleineren Rahmen- ihre Aktivitäten zu präsentieren. (Letzteres leider, denn das war für die heute teilnehmenden Kinder zwischen 6 und 10 Jahren ermüdend und langweilig)
Ich bin heute und morgen für einen abwesenden Workshopleiter eingesprungen und bekam daher das Vergnügen an dieser Aktion teilzunehmen, was von meinem Schultyp her eigentlich eine Ausnahme ist.
Es war sehr nett, drei Stunden mit den Kleinen dramapädagogisch zu arbeiten. Die Gruppe entstand durch Los; 19 Kinder aus einer Gruppe von 76 fanden sich durch ein Puzzlebild und folgten meiner Kollegin und mir in einen Kinosaal, also einen fensterlosen, ungelüfteten Raum im Untergeschoss. Blöderweise waren auch die Klappsessel nicht geölt, sodass wir während der gesamten Zeit Kinder davon abhalten mussten, mit den quietschenden Sesseln weiteren Lärm zu erzeugen. Der Lärmpegel war überhaupt gewaltig! UNVORSTELLBAR!!!! Die vielen Kinder quietschten, schrieen, tobten und erzeugten Lärm mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - sagenhaft.
ABER: Wir schafften es zu zweit wirklich gut, einen roten faden durch den Workshop Vormittag zu finden und zu halten. Nach einigen Warm-up Spielen erzeugten wir mit Musik und weiteren Spielen diverse Ausdrucksformen für Gefühle. Ein Phantasiespiel machte aus Paaren "Nasobehme" "Faulsäcke" oder "Steinbeißer" Dann zeichneten die Kinder zu Zweit Bilder von "Kreaturen", die sie anschließend vorstellten und mit den von ihnen erfundenen Gestalten kleine Szenen einübten. Das war großartig! 2 Dreiergruppen (von Mädchen) spielten wirklich eine professionelle Szene mit den drei essentiellen Schritten: Etablieren der Situation - Problem - Lösung und zeigten eine sehr gute Leistung. Buben waren eher nicht wirklich so "könnerisch" (das Wort hab ich gerade erfunden:-) ) unterwegs, sie beschränkten sich auf die klassischen Kampfszenen: Böses Monster wird von irgendwem besiegt.
2 buben - ein Rom und ein Österreicher waren die absoluten Störefriede! Schrecklich. Machten nicht mit, oder grundsätzlich das gegenteil von den angesagten Aktivitäten, störten, machten sich über die anderen lustig waren ungut und auch mit viel persönlicher Aufmerksamkeit nicht in die Gruppe zu holen. Phase eins der Entwicklung bis sie bei mir landen! in der Volksschule haben sie noch eine Bezugsperson (die Lehrerin sagte danach, in der Klasse mit fixen Strukturen seien die beiden nicht so arg!), die auf sie eingeht. In der Sekundarstufe 1 geht das mit den Bezugspersonen schon schwerer, weil es nicht wirklich EINEN Klassenlehrer gibt (Schon einen Klassenvorstand, aber der ist auch nur ein paar Stunden in der Klasse)und dann werden sie ins Leben entlassen und haben schwere soziale Defizite.
Von dem österreichischen Problemkind sagte seine Lehrerin, er hätte familiär turbulente Zeiten hinter sich, vom Rom erzählte sie dass bei jeder kleinsten Kritik seine Eltern Vorurteile gegen die Roma wittern und sich gegen alles wehren. Dadurch wurde der Bub eine ekelhafte kleine Kröte und wird sich später vermutlich zu einem noch viel ekelhafteren Zeitgenossen entwickeln.
Bin gespannt auf morgen - noch einmal Volksschulkinder!

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