In meinem vorletzten blog stellte ich die frage, was für ein alter Mann mein Vater - Jahrgang 1031 - wohl geworden wäre. Gestern saß ich IHM gegenüber, natürlich nicht meinem verstorbenen Vater, aber einem alten Mann, Jahrgang 1931.
Es war der emeritierte Weihbischof von Wien, DrDr Helmut Krätzl- eine eindrucksvolle Begegnung!
Er hielt das Ponifikalamt zu Beginn des Arbeitsjahres für die Augustiner Mönche. Gespielt wurde die Messe von Schubert, ergänzt von Mozart und Albrechtsberger. Die Musik war WUNDERSCHÖN, der liturgische Text verzichtbar! Ich kann nicht leiden, dass in einer Katholischen Messe schier ununterbrochen das Wort "Schuld" vorkommt. Bischof Krätzl sprach es auch offen aus: In seiner Predigt sagte er: "auch wenn bei Augustinus so sehr die Erbsünde betont würde, er möchte darauf hinweisen, dass bei einem neugeborenen Kind zuerst einmal die UNSCHULD im Vordergrund stehe".
Nach der 90 minütigen Messe wurde in den Klostergarten zu Spanferkel und Torten eingeladen und der Bischof saß mit mir und 4 weiteren Herrn eines Bankinstituts beisammen. Ich outete mich als Exkatholikin und Anhängerin einer asiatischen Glaubensrichtung, als Feministin und streitbare Person, der Bischof nahm´s gelassen. Wir hatten mindestens 5 gemeinsame Bekannte (darunter war mein Religionsprofessor - ein wirklich anerkannter Mann in Kirchenkreisen, auch DrDr)und fanden uns mühelos bei meinem statement: "Gott WILL gar nichts, und jeder, der sich berufen fühlt, Gottes Willen zu interpretieren ist wahrscheinlich fundamentalistisch unterwegs und damit gefährlich."
Der Bischof bedauerte, dass die Kirche das 6. Gebot (das mit der UNKEUSCHHEIT) zum Ersten gemacht hätte und damit sich selbst ins out manövriert hat. Der Bischof kicherte, als ich ihm sagte, Katholisch -Sein und am Freitag Fleisch und keinen Fisch zu essen, passe nicht gut zusammen und sagte, das sei abgeschafft worden. Der Bischof nahm an einer nicht ganz ernst gemeinten Diskussion teil, ob man Messen "auf Vorrat" besuchen könnte. (Weil es wurde NICHT abgeschafft, dass der versäumte Besuch der Sonntagsmesse als Sünde gilt!) Der Bischof zeigte sich informiert über die Tags davor stattgefundenen Fußballspiele und sinnierte über die Entwicklung der österreichischen Innenpolitik.
Er hat mich so sehr beeindruckt! kräftige Stimme, Körper und Geist, lebensnahe Ansichten, unaufdringliche Bildung, und sehr viel Humor.
Für diese Begegnung bin ich sehr dankbar und Weltklassebanker mit Hochachtung verbunden!
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