Montag, 5. November 2007

KÖNIG LEAR

gestern im burgtheater. Offen gestanden hatte ich sehr wenig Lust auf 4einhalb Stunden im-Theater-sitzen und wurde auf das Positivste enttäuscht! Eine packende, spannende, tolle Luc Bondy Inszenierung von den Wiener Festwochen. Gerd Voss in der Titelrolle, Birigt Minichmayer als Narr - beide herausragend. Das Bühnenbild- hohe erhabene Steinquader - passte perfekt!
Allerdings: Für die Geschichte bin ich zu naiv!
Gleich zu Beginn verteilt der König sein Reich, ohne dass wir mitkriegen, warum er die Notwendigkeit sieht. Die Verteilung ist an die Frage (an seine Töchter) gebunden, welche ihn denn nun am meisten liebe. Was für ein Blödsinn- die Herrschaft über ein Reich muss wohl von strategischer Kompetenz abhängen und die wird er als König und Vater (hoffentlich!) länger geprüft und beobachtet haben. Dann verstößt er die zwei Menschen, die es mit ihm am besten meinen, nämlich seine jüngste (und ihm liebste) tochter und Herzog Kent, der ihn zur Besonnenheit mahnt. Ausgerechnet die beiden werden sich im weiteren Verlauf des Stücks um ihn sorgen und ihn betreuen.
Ohne Vertragsaufstellung und ohne die Töchter wenigstens um ihre Meinung zu fragen, bestimmt er seinen weiteren Lebensverlauf (mit einer Gefolgschaft von 100 ungezogenen Rittern will er jedes Monat abwechselnd bei einer Tochter Quartier nehmen) Na klar, die spielen, ganz die Töchter ihres Vaters, dabei nicht mit! Schneller als er es geglaubt hätte, sitzt er auf der Straße und wird bei diesem Schicksal verrückt. Nona!
Mir hat ein gewisser Verlauf gefehlt! Wie lange ist der arme Lear schon Witwer? Lang allein lebende Männer sind besonders gefährdet, einen äußerst beschränkten Horizont zu haben!
Was hat er den "bösen" Töchtern angetan, dass sie nur mehr Hass für ihn empfinden? Möglicherweise ein krasser Fall von sozialer Verwahrlosung!
Und: Auf welchen ethischen Grundsatz stützt sich Shakespeare, wenn ausgerechnet die verstoßenen Menschen die wirklich treuen und liebevollen sind?
Ein Konzert ist mir lieber :-)

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